Cognitive Load Theory
Die Cognitive Load Theory (CLT) wurde von John Sweller, Paul Ayres und Fred Paas entwickelt und zählt heute zu den zentralen Lerntheorien der modernen Pädagogik. Sie erklärt, warum Lernen scheitert, wenn der kognitive Aufwand (Cognitive Load) das Arbeitsgedächtnis überfordert.

II. Erweiterte Erklärung
Die Cognitive Load Theory baut auf der grundlegenden Einsicht auf, dass das menschliche Gedächtnis aus dem Arbeitsgedächtnis und dem Langzeitgedächtnis besteht. Die Theorie machte diese Annahme didaktisch nutzbar und stellte das zentrale Prinzip auf: Lernen scheitert nicht wegen mangelnder Motivation, sondern weil das Arbeitsgedächtnis zu schnell überfordert ist.
Arbeitsgedächtnis und Langzeitgedächtnis:
- Das Arbeitsgedächtnis ist der Teil des Gedächtnisses, in dem neue Informationen kurzzeitig aktiv verarbeitet werden. Es ist stark begrenzt (ca. 5–9 Einheiten gleichzeitig) und stellt den Engpass des Lernens dar. Bei kognitiver Überlast bricht der Lernprozess ab.
- Das Langzeitgedächtnis speichert Wissen, Konzepte und Fertigkeiten dauerhaft. Experten verfügen über hier gespeicherte Schemata und mentale Modelle, die komplexe Informationen zusammenfassen und das Arbeitsgedächtnis entlasten.
- Lernen bedeutet, durch gezielte mentale Anstrengung neue Strukturen vom Arbeits- ins Langzeitgedächtnis zu übertragen – ohne das Arbeitsgedächtnis zu überlasten.
III. Didaktische Konsequenz
Die Cognitive Load Theory setzt genau hier an, indem sie fordert, Lernmaterialien und Unterricht so zu gestalten, dass sie kognitive Überlast vermeiden. Dies bedeutet konkret:
- Keine überladenen Darstellungen oder unnötigen Zusatzinformationen.
- Keine gleichzeitige Einführung zu vieler neuer Konzepte.
- Klare, schrittweise Strukturierung von Lerninhalten.
In der Musikpädagogik ist die CLT besonders relevant, da das gleichzeitige Vermitteln von Instrumentenspiel, Notenlesen und Theorie Anfänger regelmäßig überfordert. Viele traditionelle Musiklehrmethoden sind strukturell so gebaut, dass sie das Arbeitsgedächtnis dauerhaft überlasten. Ein moderner, didaktisch korrekter Unterricht muss stattdessen Reduktion, Klarheit und Sequenzierung in den Mittelpunkt stellen.