Halbtonschritt

Halbtonschritt

Der Halbtonschritt ist eine der grundlegendsten Einheiten in der Musiktheorie – er beschreibt den kleinsten Abstand zwischen zwei verschiedenen Tönen in unserem westlichen Tonsystem.


II. Erweiterte Erklärung

Ein Halbtonschritt ist kein einzelner Ton, sondern der Weg von einem Ton zum nächstliegenden Ton. Wenn man sich alle Töne wie Punkte auf einer Linie vorstellt, ist der Halbtonschritt der Schritt von einem Punkt zum direkt benachbarten Punkt – egal, ob man sich nach rechts (höher) oder nach links (tiefer) bewegt.

Auf dem Klavier lässt sich das besonders gut zeigen: Spielt man eine Taste und dann die direkt danebenliegende Taste – egal, ob diese schwarz oder weiß ist – hat man einen Halbtonschritt gemacht. Zum Beispiel ist von C zu C$\sharp$ (Cis) ein Halbtonschritt nach oben, und von E zu E$\flat$ (Es) ein Halbtonschritt nach unten.

Wichtig ist: Ein Halbtonschritt ist ein Abstand, eine Distanz, er ist kein Ort. Es ist die kleinste Bewegung, die wir im gleichstufigen (wohltemperierten) Tonsystem machen können – der minimale Schritt von einem Ton zum nächsten.

Ein häufiges Missverständnis stammt aus der Bauweise des Klaviers, da die schwarzen Tasten optisch kürzer sind als die weißen. Die schwarzen Tasten sind nicht „halbe Töne“, sondern zusätzliche Tasten, die Töne darstellen, die zwischen manchen weißen Tasten liegen. Die Bezeichnung „Halbton“ bezieht sich ausschließlich auf den Abstand zwischen zwei Tonhöhen bzw. Noten. Dieser Abstand kann zwischen einer weißen und einer schwarzen Taste liegen – oder, wie zwischen E und F oder B (H) und C, zwischen zwei weißen Tasten.

Zusammengefasst:

  • Ein Halbtonschritt ist der kleinste Abstand zwischen zwei benachbarten Tönen.
  • Er beschreibt eine Bewegung, keine feste Position.
  • Die optische Gestaltung des Klaviers (weiße und schwarze Tasten) führt leicht zu Missverständnissen, spiegelt aber nur ein visuelles Hilfsmittel, nicht die eigentliche Tonstruktur, wider.

III. Kommentar

In der westlichen Musiktheorie wird häufig vom Halbtonschritt gesprochen. Doch wir müssen Missverständnisse, die sich über Jahrhunderte eingeschlichen haben, aufklären: Es gibt keine Halbtöne. Was es gibt, ist der Halbtonschritt – und das ist ein Abstand, ein Weg, eine Bewegung von einem Ton zu dem Ton, der direkt daneben liegt. Ein Halbtonschritt existiert nur zwischen zwei Tönen.

Das gilt auf allen Instrumenten:

  • Auf dem Klavier ist ein Halbtonschritt die Bewegung von einer Taste zur direkt benachbarten Taste.
  • Auf der Gitarre ist es der Schritt von einem Bund zum nächsten.
  • Auf einer Geige ist es die kleinste Bewegung des Fingers, die man auf der Saite machen kann.

Der Begriff „Halbtonschritt“ ist pädagogisch problematisch, da er nahelegt, dass es etwas Halbes gibt, und zur irrtümlichen Annahme führt, die schwarzen Tasten des Klaviers seien die „halben“ Töne. Dieses Missverständnis wird dadurch verstärkt, dass:

  1. Musiktheorie immer anhand des Klaviers erklärt wird.
  2. In der Theorie immer die Töne der weißen Tasten als wichtigste Töne behandelt werden (Stammtöne).
  3. Unser Notensystem so gebaut ist, dass die weißen Tasten wesentlich leichter zu lesen sind als die schwarzen.

Die weißen Tasten sind jedoch nicht wichtiger als die schwarzen Tasten; die schwarzen Tasten sind schlicht weitere gleichberechtigte Töne. Der Begriff „Halbtonschritt“ suggeriert eine Unterscheidung, die in der Sache nicht existiert.

Viel klarer ist die Bezeichnung, die Duncan Lorien eingeführt hat:

Ein Halbtonschritt ist einfach ein Schritt von eins (1)

Wir benutzen diese Benennung auch in unserem Programm.

Dieses klare Prinzip lässt sich leicht erweitern:

  • Spielt man einen Ton, überspringt den Ton direkt daneben und geht zum übernächsten, dann hat man einen Zweier-Schritt (2) gemacht.
  • Der „Zweier-Schritt“ entspricht dem, was traditionell als Ganztonschritt bezeichnet wird – also einem Abstand von **zwei Halbtonschritten.

Wenn man dieses System verstanden und am Instrument gezeigt hat, ist es intuitiv und klar. Auch Tonleitern und Akkorde lassen sich sofort erfassen. So wird Musiktheorie logisch, anschaulich und frei von sprachlichen Missverständnissen.