Was heißt es eigentlich, Musik zu spielen?

Was heißt es eigentlich, Musik zu spielen?

„Musik spielen“ ist kein einheitlicher Begriff, sondern eine Formulierung, deren Sinn oft als selbstverständlich vorausgesetzt wird, obwohl sie je nach zugrunde liegendem Musikverständnis unterschiedliches bedeuten kann.


II. Erweiterte Erklärung

Die Formulierung „Musik spielen lernen“ kann unterschiedliche Teilfähigkeiten umfassen: motorische, kognitive und konzeptuelle. Noten lesen, Akkorde greifen, Harmonien verstehen, improvisieren und zusammenspielen sind getrennte Kompetenzen, die nicht automatisch gemeinsam wachsen.

Drei gängige Vorstellungen von "Spielen":

  1. Die klassische Vorstellung: Man kann ein Instrument spielen, wenn man ein notiertes Stück korrekt wiedergeben kann. Viele, die komplexe Partituren präzise umsetzen können, fühlen sich hilflos, sobald sie improvisieren oder frei zusammenspielen sollen.
  2. Die autodidaktische Vorstellung: Man kann ein Instrument spielen, wenn man Akkorde greifen und Lieder begleiten kann. Diese Spieler sind intuitiv und kreativ, aber viele wissen kaum, was sie theoretisch tun; sie können zwar Tabs, aber keine Noten lesen.
  3. Die professionelle Praxisvorstellung: Man muss spontan in Tonarten denken, Akkordverbindungen sofort umsetzen und harmonisch flexibel sein (relevant für Session- oder Studiomusiker).

Wer nach Noten perfekt spielen kann, hat nicht automatisch ein Verständnis für die Struktur der Musik selbst.


III. Didaktische Konsequenz

Unser Ansatz unterscheidet sich fundamental von der traditionellen Methodik: Wir wollen Kindern nicht beibringen, ein Stück zu spielen, sondern Musik zu verstehen.

Musik als System verstehen:

Die Sprache der Musik ist strukturell: Sie basiert auf Tonarten, Tonleitern und den Kombinationen dieser Töne zu Akkorden. Wer diese Logik versteht, versteht 99 % der westlichen Musik – und zwar unabhängig vom Instrument.

Ziel: Musikalische Intelligenz:

Deshalb lernen Kinder bei uns von Anfang an instrumentübergreifend: Sie entwickeln Spielkompetenzen an Klavier, Gitarre und Schlagzeuggefühl. Das Ziel ist, dass Kinder am Ende des ersten Jahres ein tiefes Gefühl für Tonarten, Akkorde und rhythmische Strukturen haben und das Wissen besitzen, dass all diese Prinzipien auf jedem Instrument gleich funktionieren.

Dies ist der Bruch mit der traditionellen Methodik: Während der klassische Unterricht Musik fragmentiert, wollen wir sie als vernetztes, lebendiges System erfahrbar machen.