Akkorde sichtbar in der Dur-Tonleiter

Es gibt eine neue Sichtweise auf Musik, mit der es sehr einfach wird, alle Akkorde, die in einer Dur-Tonleiter enthalten sind, direkt zu sehen. Dieses Verständnis funktioniert für alle zwölf Dur-Tonleitern und ist nicht auf ein Instrument beschränkt.

Die Grundlagen der neuen Sicht

Das Fundament dieser Herangehensweise besteht aus zwei einfachen Prinzipien:

  1. Gleichbehandlung aller 12 Töne: Wir behandeln alle zwölf Töne unserer Musik (A, A#, B, C, C#, D, D#, E, F, F#, G, G#) absolut gleichwertig. Es gibt keine "wichtigen" Töne (wie die weißen Tasten) oder "unwichtige" Töne (wie die schwarzen Tasten). Wir stellen sie uns als zwölf gleichwertige Punkte in einer Reihe vor.
  2. Fokus auf Verhältnisse (statt auf Töne): Der Fokus liegt auf den Verhältnissen und Abständen zwischen diesen Tönen, nicht auf den absoluten Tönen selbst. Wir verwenden dafür einfache Zahlen anstelle von komplizierten Vokabeln.

Die wichtigsten Strukturen sind:

  • Dur-Tonleiter: Das Muster der Abstände ist 2 2 1 2 2 2 1.
  • Dur-Akkord: Das Muster ist 4-3.
  • Moll-Akkord: Das Muster ist 3-4.
  • Verminderter Akkord: Das Muster ist 3-3.

Dieses Verständnis der reinen Strukturen ist universell. Es funktioniert für jedes Instrument (Klavier, Gitarre usw.) und ist die Basis für alle wesentlichen Bereiche der Musik: Nachspielen, Komponieren, Heraushören, Improvisieren und Transponieren.


Warum man es normalerweise nicht sieht

Im traditionellen Musikunterricht lernt man diese Zusammenhänge oft nicht zu sehen. Das liegt an mehreren Problemen:

  1. Die weißen Tasten zuerst: Oft lehrt man zuerst die Töne der weißen Tasten. Das Problem: Schüler denken dadurch, diese Töne seien wichtiger oder ein eigener Bereich, der nur gelegentlich mit den Tönen der schwarzen Tasten zusammenhängt.
  2. Komplizierte schwarze Tasten: Die Töne der schwarzen Tasten werden oft als "schwierige Extra-Töne" mit jeweils zwei Notennamen eingeführt. Das Problem: Die Schüler lernen kaum die Gleichwertigkeit aller zwölf Töne.
  3. Notation als Hürde: Oft werden Töne und Notennamen gleichzeitig mit der Notation (Notenschrift) eingeführt. Das Problem: Die Schüler müssen eine zweite Abstraktionsebene, eine zweite Symbolik, lernen. Das erschwert es zusätzlich, die Gleichheit der zwölf Töne zu sehen.
  4. Komplizierte Vokabeln: Es werden Vokabeln wie "Halbtonschritt" (statt einfach "1") oder "Ganztonschritt" (statt einfach "2") benutzt. Das Problem: Die Schüler können die abstrakten Schemen schwerer lernen, weil sie mit vielen Vokabeln einhergehen.

Die Akkorde in der Tonleiter-Struktur sichtbar machen

Die neue Sicht bietet sofortige Vorteile. Wenn alle Töne gleichwertige Punkte sind, können wir mit "Einser-Schritten" (1) und "Zweier-Schritten" (2) überall eine Tonleiter bauen, da es in der praktischen Funktion unserer westlichen Musik keine Unterschiede zwischen den einzelnen Tönen gibt.

Mit den einfachen Zahlen der Abstände (1er- und 2er-Schritte) können wir auch die Akkorde in der Dur-Tonleiter sehen.

Die Struktur der Dur-Tonleiter ist: 2 2 1 2 2 2 1.

Diese Zahlen sind die Abstände von einem Ton der Tonleiter zum nächsten.

(Hier kann eine Zeichnung eingefügt werden: 7 Punkte (Töne) in einer Reihe, mit den Zahlen 2, 2, 1, 2, 2, 2, 1 in den Lücken dazwischen.)

Um nun einen Akkord (bestehend aus dem 1., 3. und 5. Ton) zu finden, müssen wir nur die Abstände zusammenzählen:

1. Der Akkord auf dem ersten Ton

  • Schauen wir uns den Akkord an, der auf dem ersten Ton der Tonleiter aufgebaut ist.
  • Der Abstand vom ersten zum dritten Ton der Tonleiter ist die Summe der ersten beiden Schritte: 2 + 2 = 4.
  • Der Abstand vom dritten zum fünften Ton der Tonleiter ist die Summe der nächsten beiden Schritte: 1 + 2 = 3.
  • Die Struktur, die wir sehen, ist 4-3. Das ist die Formel für einen Dur-Akkord.

(Hier kann eine Zeichnung eingefügt werden: Die Tonleiter-Struktur 2 2 1 2 2 2 1, wobei die ersten beiden Schritte (2+2) zu einer "4" und die nächsten beiden Schritte (1+2) zu einer "3" zusammengefasst werden.)

2. Der Akkord auf dem zweiten Ton

  • Schauen wir uns den Akkord an, der auf dem zweiten Ton der Tonleiter beginnt.
  • Der Abstand vom zweiten zum vierten Ton der Tonleiter ist die Summe der nächsten Schritte: 2 + 1 = 3.
  • Der Abstand vom vierten zum sechsten Ton der Tonleiter ist die Summe der darauffolgenden Schritte: 2 + 2 = 4.
  • Die Struktur, die wir hier sehen, ist 3-4. Das ist die Formel für einen Moll-Akkord.

(Hier kann eine Zeichnung eingefügt werden: Die Tonleiter-Struktur, beginnend beim zweiten Ton. Die Schritte (2+1) werden zu "3" und (2+2) zu "4" zusammengefasst.)

3. Der Akkord auf dem siebten Ton

  • Das Gleiche gilt für den Akkord auf dem siebten Ton.
  • Der Abstand vom siebten zum zweiten Ton (der nächsten Oktave) ist die Summe der nächsten Schritte: 1 + 2 = 3.
  • Der Abstand vom zweiten zum vierten Ton ist die Summe der nächsten Schritte: 2 + 1 = 3.
  • Die Struktur ist 3-3, die Formel für einen verminderten Akkord.

Das Ergebnis

Das Wichtigste ist: Die Schüler wissen sofort, dass diese Abfolge von Akkorden (Dur, Moll, Moll, Dur, Dur, Moll, Vermindert) bei JEDER Dur-Tonleiter gleich ist, egal auf welchem der 12 Töne sie anfängt.

Sie können alle 7 Akkorde in allen 12 Dur-Tonleitern sofort verstehen und sehen. Sie brauchen dazu nur zwei Dinge:

  1. Die Gleichbehandlung aller 12 Töne als Punkte in einer Reihe.
  2. Den Fokus auf die Verhältnisse, also die einfachen Formeln (2212221 für die Tonleiter, 4-3, 3-4, 3-3 für die Akkorde).

Der Vorteil dieser Sichtweise ist, dass selbst sehr junge Schüler in circa 6 Monaten lernen können, was im traditionellen Unterricht oft erst Schüler ab 15 Jahren über einen Zeitraum von 2 bis 3 Jahren lernen.

Hinzu kommt der kreative Aspekt, der für Kinder besonders spannend ist: Sie können sofort selber Akkorde zu einer Melodie kombinieren, weil sie sehen und verstehen, welche Strukturen zusammengehören.