Akkorde sichtbar in der Dur-Tonleiter
Es gibt eine neue Sichtweise auf Musik, mit der es sehr einfach wird, alle Akkorde, die in einer Dur-Tonleiter enthalten sind, direkt zu sehen. Dieses Verständnis funktioniert für alle zwölf Dur-Tonleitern und ist nicht auf ein Instrument beschränkt.
Die Grundlagen der neuen Sicht
Das Fundament dieser Herangehensweise besteht aus zwei einfachen Prinzipien:
- Gleichbehandlung aller 12 Töne: Wir behandeln alle zwölf Töne unserer Musik (A, A#, B, C, C#, D, D#, E, F, F#, G, G#) absolut gleichwertig. Es gibt keine "wichtigen" Töne (wie die weißen Tasten) oder "unwichtige" Töne (wie die schwarzen Tasten). Wir stellen sie uns als zwölf gleichwertige Punkte in einer Reihe vor.
- Fokus auf Verhältnisse (statt auf Töne): Der Fokus liegt auf den Verhältnissen und Abständen zwischen diesen Tönen, nicht auf den absoluten Tönen selbst. Wir verwenden dafür einfache Zahlen anstelle von komplizierten Vokabeln.
Die wichtigsten Strukturen sind:
- Dur-Tonleiter: Das Muster der Abstände ist 2 2 1 2 2 2 1.
- Dur-Akkord: Das Muster ist 4-3.
- Moll-Akkord: Das Muster ist 3-4.
- Verminderter Akkord: Das Muster ist 3-3.
Dieses Verständnis der reinen Strukturen ist universell. Es funktioniert für jedes Instrument (Klavier, Gitarre usw.) und ist die Basis für alle wesentlichen Bereiche der Musik: Nachspielen, Komponieren, Heraushören, Improvisieren und Transponieren.
Warum man es normalerweise nicht sieht
Im traditionellen Musikunterricht lernt man diese Zusammenhänge oft nicht zu sehen. Das liegt an mehreren Problemen:
- Die weißen Tasten zuerst: Oft lehrt man zuerst die Töne der weißen Tasten. Das Problem: Schüler denken dadurch, diese Töne seien wichtiger oder ein eigener Bereich, der nur gelegentlich mit den Tönen der schwarzen Tasten zusammenhängt.
- Komplizierte schwarze Tasten: Die Töne der schwarzen Tasten werden oft als "schwierige Extra-Töne" mit jeweils zwei Notennamen eingeführt. Das Problem: Die Schüler lernen kaum die Gleichwertigkeit aller zwölf Töne.
- Notation als Hürde: Oft werden Töne und Notennamen gleichzeitig mit der Notation (Notenschrift) eingeführt. Das Problem: Die Schüler müssen eine zweite Abstraktionsebene, eine zweite Symbolik, lernen. Das erschwert es zusätzlich, die Gleichheit der zwölf Töne zu sehen.
- Komplizierte Vokabeln: Es werden Vokabeln wie "Halbtonschritt" (statt einfach "1") oder "Ganztonschritt" (statt einfach "2") benutzt. Das Problem: Die Schüler können die abstrakten Schemen schwerer lernen, weil sie mit vielen Vokabeln einhergehen.
Die Akkorde in der Tonleiter-Struktur sichtbar machen
Die neue Sicht bietet sofortige Vorteile. Wenn alle Töne gleichwertige Punkte sind, können wir mit "Einser-Schritten" (1) und "Zweier-Schritten" (2) überall eine Tonleiter bauen, da es in der praktischen Funktion unserer westlichen Musik keine Unterschiede zwischen den einzelnen Tönen gibt.
Mit den einfachen Zahlen der Abstände (1er- und 2er-Schritte) können wir auch die Akkorde in der Dur-Tonleiter sehen.
Die Struktur der Dur-Tonleiter ist: 2 2 1 2 2 2 1.
Diese Zahlen sind die Abstände von einem Ton der Tonleiter zum nächsten.
(Hier kann eine Zeichnung eingefügt werden: 7 Punkte (Töne) in einer Reihe, mit den Zahlen 2, 2, 1, 2, 2, 2, 1 in den Lücken dazwischen.)
Um nun einen Akkord (bestehend aus dem 1., 3. und 5. Ton) zu finden, müssen wir nur die Abstände zusammenzählen:
1. Der Akkord auf dem ersten Ton
- Schauen wir uns den Akkord an, der auf dem ersten Ton der Tonleiter aufgebaut ist.
- Der Abstand vom ersten zum dritten Ton der Tonleiter ist die Summe der ersten beiden Schritte: 2 + 2 = 4.
- Der Abstand vom dritten zum fünften Ton der Tonleiter ist die Summe der nächsten beiden Schritte: 1 + 2 = 3.
- Die Struktur, die wir sehen, ist 4-3. Das ist die Formel für einen Dur-Akkord.
(Hier kann eine Zeichnung eingefügt werden: Die Tonleiter-Struktur 2 2 1 2 2 2 1, wobei die ersten beiden Schritte (2+2) zu einer "4" und die nächsten beiden Schritte (1+2) zu einer "3" zusammengefasst werden.)
2. Der Akkord auf dem zweiten Ton
- Schauen wir uns den Akkord an, der auf dem zweiten Ton der Tonleiter beginnt.
- Der Abstand vom zweiten zum vierten Ton der Tonleiter ist die Summe der nächsten Schritte: 2 + 1 = 3.
- Der Abstand vom vierten zum sechsten Ton der Tonleiter ist die Summe der darauffolgenden Schritte: 2 + 2 = 4.
- Die Struktur, die wir hier sehen, ist 3-4. Das ist die Formel für einen Moll-Akkord.
(Hier kann eine Zeichnung eingefügt werden: Die Tonleiter-Struktur, beginnend beim zweiten Ton. Die Schritte (2+1) werden zu "3" und (2+2) zu "4" zusammengefasst.)
3. Der Akkord auf dem siebten Ton
- Das Gleiche gilt für den Akkord auf dem siebten Ton.
- Der Abstand vom siebten zum zweiten Ton (der nächsten Oktave) ist die Summe der nächsten Schritte: 1 + 2 = 3.
- Der Abstand vom zweiten zum vierten Ton ist die Summe der nächsten Schritte: 2 + 1 = 3.
- Die Struktur ist 3-3, die Formel für einen verminderten Akkord.
Das Ergebnis
Das Wichtigste ist: Die Schüler wissen sofort, dass diese Abfolge von Akkorden (Dur, Moll, Moll, Dur, Dur, Moll, Vermindert) bei JEDER Dur-Tonleiter gleich ist, egal auf welchem der 12 Töne sie anfängt.
Sie können alle 7 Akkorde in allen 12 Dur-Tonleitern sofort verstehen und sehen. Sie brauchen dazu nur zwei Dinge:
- Die Gleichbehandlung aller 12 Töne als Punkte in einer Reihe.
- Den Fokus auf die Verhältnisse, also die einfachen Formeln (2212221 für die Tonleiter, 4-3, 3-4, 3-3 für die Akkorde).
Der Vorteil dieser Sichtweise ist, dass selbst sehr junge Schüler in circa 6 Monaten lernen können, was im traditionellen Unterricht oft erst Schüler ab 15 Jahren über einen Zeitraum von 2 bis 3 Jahren lernen.
Hinzu kommt der kreative Aspekt, der für Kinder besonders spannend ist: Sie können sofort selber Akkorde zu einer Melodie kombinieren, weil sie sehen und verstehen, welche Strukturen zusammengehören.