Was heißt es eigentlich, Musik zu spielen?
Was heißt es eigentlich, Musik zu spielen?
Die meisten Menschen – und auch viele Lehrkräfte – benutzen die Formulierung „Musik spielen lernen“ so, als wäre ihr Sinn selbstverständlich. Doch „Musik spielen“ kann ganz Unterschiedliches bedeuten, je nachdem, was man unter „spielen“ versteht und welches Verständnis von Musik dahintersteht.
Drei Vorstellungen von "Spielen"
„Musik spielen“ ist kein einheitlicher Begriff. Es umfasst verschiedene Teilfähigkeiten – motorische, kognitive und konzeptuelle. Noten lesen, Akkorde greifen, Harmonien verstehen, improvisieren und zusammenspielen sind getrennte Kompetenzen, die nicht automatisch gemeinsam wachsen.
- Die klassische Vorstellung: Hier heißt Spielen, ein notiertes Stück korrekt wiedergeben zu können. Viele, die komplexe Partituren präzise umsetzen können, fühlen sich oft hilflos, sobald sie improvisieren oder frei zusammenspielen sollen.
- Die autodidaktische Vorstellung: Hier heißt Spielen, Akkorde greifen und Lieder begleiten zu können. Diese Spieler sind intuitiv und kreativ, aber viele wissen kaum, was sie theoretisch tun; sie können zwar Tabs, aber keine Noten lesen.
- Die professionelle Praxisvorstellung: Hier muss man spontan in Tonarten denken, Akkordverbindungen sofort umsetzen und harmonisch flexibel sein.
Wer nach Noten perfekt spielen kann, hat nicht automatisch ein Verständnis für die Struktur der Musik selbst.
Unser Ziel: Musikalische Intelligenz statt isolierter Fertigkeiten
Genau hier setzt unser Ansatz an: Wir wollen Kindern nicht beibringen, ein Stück zu spielen, sondern Musik zu verstehen.
Musik als System verstehen:
Die Sprache der Musik ist strukturell: Sie basiert auf Tonarten, Tonleitern und den Kombinationen dieser Töne zu Akkorden. Wer diese Logik versteht, versteht 99 % der westlichen Musik – und zwar unabhängig vom Instrument.
Deshalb lernen Kinder bei uns von Anfang an instrumentübergreifend: Sie entwickeln Spielkompetenzen an Klavier, Gitarre und Schlagzeuggefühl. Das Ziel ist, dass Kinder am Ende des ersten Jahres ein tiefes Gefühl für Tonarten, Akkorde und rhythmische Strukturen haben und das Wissen besitzen, dass all diese Prinzipien auf jedem Instrument gleich funktionieren.
Das ist der entscheidende Bruch mit der traditionellen Methodik: Während der klassische Unterricht Musik fragmentiert, wollen wir sie als vernetztes, lebendiges System erfahrbar machen.